Gestern waren wir bei meiner Mama essen.
Ich hab mich schon, seit wir es ausgemacht hatten, darauf gefreut.
Als wir ankamen, war das Essen schon fast fertig und sie hat sie so viel Mühe gegeben.
Wir haben gegessen, geredet, gelacht.
Als wir Kniffel gespielt haben war sie, wie sie immer ist beim Spielen. Typischer Widder, nicht so gut im verlieren, dabei umso besser beim Gewinnen.
Und während wir einige Stunden zusammen verbracht hatten wurde mir wieder bewusst, wie weit wir gekommen sind.
Wie gut es mir inzwischen gelingt sie anzunehmen. All ihre Seiten. All die Erinnerungen. All das, was es noch zu lernen gibt.
Es war nicht immer leicht. Das wird sie mir bestätigen, wenn sie den Beitrag gelesen hat.
Ich weiß, dass sie es wird. Mama ist immer da, stets hinter mir.
War bei jedem Tanzauftritt in den 10 Jahren, in denen ich Tanzte. Ermutigte mich mit der Querflöte auf die Bühne zu gehen. Bei jeder Trennung hielt sie mich im Arm, selbst bei ihrer eigenen. Es gibt keine Podcastfolge, die sie nicht gehört hat, kommentiert hat, für die sie sich bedankt hat. Kein Rat von mir, den sie nicht berücksichtigt hat. Keine Zickerei, die sie nicht ausgehalten, keinen Vorwurf, den sie sich nicht zu Herzen genommen hat.
Sie ist immer da.
Es war nicht immer leicht. Ich war es nicht. Ich konnte nichts von dem annehmen, was sie mir gab, zu viel stand dazwischen.
Jetzt ist es leicht.
Ich kann sie annehmen. Ihre Liebe. Das, was sie zu geben hat. Ich habe sie in ihrer Rollte als Mama annehmen können, habe aufgehört, sie bevormunden zu wollen. Sie frei und wild sein lassen. Der Mensch der sie ist. Mit Licht und mit Schatten.
Und während ich das schreibe, habe ich einen Klos im Hals, weil es so lange gedauert hat an diesen Punkt zu kommen. Doch er ist es wert.
Jedes schwierige Gespräch, jede Träne, jeder Wutausbruch, jede Versöhnung.
Ich war mutig, habe mich meiner Mutterwunde gestellt, war ehrlich zu mir, zu ihr.
und das wichtigste: ich habe sie mitgenommen. Ich habe ihr transparent gemacht, was in mir vorgeht, was ich gerade aufarbeite, was ich denke und fühle.
Und damit habe ich nur meine Mutterwunde geheilt, sondern auch die Tür geöffnet für die Heilung alle Mutterwunden, die in meiner Familie stattfinden.
Auch, wenn ich noch keine Kinder habe, beginne ich zu begreifen, was Mutter sein bedeuten könnte.
Diese bedingungslose Liebe. Das aushalten und weiterlieben, auch wenn das Kind sich nicht liebenswert verhält. Aushalten und weiterlieben, auch, wenn es schwierig ist. Wenn sich das Kind abwendet, wenn es an dem Punkt angekommen ist allein fliegen zu lernen. Aushalten und weiterlieben, wenn es lange nicht wieder zurück kommt. Aushalten und weiterlieben, wenn die Qualität als Mutter in Frage gestellt wird.
Aushalten und weiterlieben, wenn das Kind wieder zurück findet.
Ich war 27, als ich den Weg zurück gefunden hab.
Ich war 28, als ich für mich festgestellt habe, dass meine Mutterwunde heilen durfte.
Ich bin jetzt 28 und hatte den Mut, den Weg der Heilung zu gehen. Ich darf jetzt die bedingungslose Liebe fühlen und annehmen. Die Liebe von einer Mutter für ein wildes Kind, die Liebe von einem Kind für ihre geduldige Mutter.
Mama, ich hab dich lieb♥
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